
Durch einen Besitzerwechsel ergibt sich manchmal ein anderes Nutzungskonzept.
Bei diesem Beispiel wollte man die Hauskapelle (deren Größe fast ein Drittel des gesamten Hauses einnimmt) für unterschiedliche Veranstaltungen besser nutzen. Die Modernisierungen aus der 2. Hälfte des 20 Jh. sollten möglichst ungeschehen gemacht werden. Das ursprüngliche Erscheinungsbild aus der Erbauungszeit (2. Hälfte 19.Jh.) sollte wieder hergestellt werden.
Es gab weder Bilder, noch Beschreibungen, lediglich ein Grundrissplan existierte.
Der Anfang, wenn man sich durch hunderte Vergleichsbeispiele wühlt, tausende Fragen hat, nach Antworten sucht, ist eigentlich am Schwierigsten.
Man zeichnet, konstruiert, analysiert, diskutiert, fertigt Schablonen, Modelle, nimmt alle Abmessungen doppelt und dann nochmals. Man versucht, sich die Proportionen vor Ort besser vorzustellen, baut Muster in 1:1 Größe und sucht immer den Diskurs.
Dann wird bei so komplexen Projekten ein genau abgestimmtes Farb- Formen- Material- und Oberflächenkonzept gleich zu Beginn wichtig. Es muss auf die Situation und Umgebung Bezug nehmen. Natürliche, langlebige, regionale Materialien zu verwenden, steht im Vordergrund.
Der Abbau der metallenen Vorgängerkonstruktion gestaltete sich zäh und noch schwieriger als geplant.

Die massive Stahlträgerkonstruktion war fest in der historischen Mauersubstanz verankert und konnte nur mit Mühe und Sorgfalt achtsam herausgelöst werden.
Bei diesen kraft- und zeitaufwändigen Arbeiten wurden jedoch die originalen Auflager der ursprünglichen Orgelempore wieder gefunden. Danach war alles klarer, stimmiger und es passte auch besser zusammen.
Die eiserne Vorgängerform der Empore überlagerte die hinteren Fenster etwa zu einem Drittel. Sie nahm viel Platz und Licht weg und störte das neobarocke Ambiente, das beispielsweise durch das noch annähernd authentisch erhaltene Deckengemälde vorgegeben war.
Durch die Entdeckung der ursprünglichen Auflager änderte sich die Höhe des Unterbodens und die zusätzliche Aufgabe, der Ausgleich des Niveaus zwischen der Treppe und der neuen Höhe, ergab ein zusätzliches Spannungsfeld.
Eine harmonische Lösung war gefragt.
So entwickelte sich die Idee mit der Scheintüre, die mit neuester Technik und historischen Orgelpfeifen samt Register ausgestattet wurde.

Eine neue Trägerkonstruktion wurde errichtet, der neu gebaute Oberboden wurde maß- und formgerecht angepasst, die Lamperie mit gekehlten Leisten, Zahnleisten und Ränder mit 1/4 Bogen gekehlt, abgeschlossen zur Wand, neu konstruierte Kassettendecke als Untersicht, Balustradenaufbau mit 26 Stück gedrechselten Säulen, zugehörigen Podesten und extra Biegung des Mittelteils, vorher wurden hier die unzähligen Profile über mehrere Schablonen gebogen, Befestigung der obersten Ablagenleiste, das Konzept des Farb- und Oberflächenschutzes wurde laut Plan durchgeführt, schließlich wurde noch ein geschnitztes Wappen samt zugehöriger Attribute als Hinweis auf die Vorbesitzer angefertigt und mittig an der Empore befestigt.



